© 1992-2011  by JDKel • JDKe@t-online.de November 2001 22.11.2001 impressum Lob für Firmenansiedlung und Rügen für sture Politiker Schmölln. Auf seiner Jahreshauptversammlung am Dienstagabend im "Reussischen Hof" vergab der Wirtschaftsverein seine diesjährigen "Joker" und "Schwarzen Peter", mit denen inzwischen zum vierten Mal positive wie negative Leistungen für den Wirtschaftsstandort Altenburger Land gewürdigt wurden. Gleich mit drei "Schwarzen Petern" hatte der Verein diesmal die schlechte "politische Hygiene" im Landkreis angeprangert und in diesem Zusammenhang sowohl den Meuselwitzer Bürgermeister Johannes Matuszewski und den Windischleubaer Bürgermeister Uwe Duske als auch den Gößnitzer Stadtrat Lutz Becker zu Rücktritten aufgefordert. Gegen beide Bürgermeister sind inzwischen nach umfangreichen Ermittlungen Anklagen wegen Vorteilsnahme erhoben, das Stadtratsmitglied ist wegen unkorrekter Geschäftspraktiken mehrfach rechtskräftig verurteilt. Mit dem Aussitzen solcher massiven Vorwürfe würden die Politiker bei den Bürgern einen "unangemessenen Effekt der Gewöhnung" an solche kriminellen Tatbestände befördern und zugleich nach außen das Image des Kreises beschädigen, sagte Vereinschef Günter Lichtenstein zur Begründung. "Der Wirtschaftsverein vermisst klare Konsequenzen. Spätestens mit der Anklageerhebung waren die Rücktritte fällig, auch wenn dies schwere Entscheidungen sind." Einzig Johannes Matuszewski holte sich seinen "Schwarzen Peter" ab, Duske und Becker waren der Einladung des Wirtschaftsvereins nicht gefolgt. "Ich muss und werde im Amt bleiben, damit nicht diejenigen triumphieren, die beschlossen haben, mich zu vernichten, weil sie mich nicht gefügig machen konnten", sagte der kürzlich aus der CDU ausgetretene Meuselwitzer Bürgermeister zu seiner Rechtfertigung. Einige Leute, denen es nach der Wende in Meuselwitz "ums große Geldverdienen aus dem Säckel der Stadt" gegangen sei, hätten die Stadt und ihn persönlich mit "unzähligen Zivilklagen und auch Strafanzeigen überzogen." Diesem "geballten Vernichtungsdruck" habe er sich zum Kampf gestellt. Die Meuselwitzer Bürger würden dies verstehen, sagte Matuszewski. Den "Joker" vergab der Wirtschaftsverein für die gelungene Ansiedlung des Airbus-Zulieferers KTN in Nobitz an die Wirtschaftsförderer in der Erfurter Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) und im Altenburger Rathaus. Während sich die Jury über die "Joker-Reife" des Projektes von Anfang an einig war, sei es schwierig gewesen, konkrete Adressaten für die Auszeichnung zu finden, so Lichtenstein. Die Stadt habe die Ansiedlung aktiv unterstützt, obwohl sie nicht auf ihrem Territorium lag. Die LEG habe erstmals einen deutlichen Impuls für eine Ansiedlung auf dem so wichtigen Flugplatz-Areal gegeben, begründet der Vereinschef die Entscheidung und räumte zugleich ein, auch die Gemeinde Nobitz, das Landratsamt oder die Bürgerin, die den entscheidenden Tipp gab, hätten den "Joker" sicher verdient. Oberbürgermeister Michael Wolf (SPD) wertete die Ehrung nicht nur als "riesengroße Verpflichtung" für die Stadt, sondern auch als Impuls für die künftige Zusammenarbeit mit der LEG, mit der man sich in der Vergangenheit nicht selten "gestrubelt" habe. Auch LEG-Abteilungsleiter Wolfgang Plaasch appellierte, "alte Eifersüchteleien" zu vergessen. "Danke für den Joker, wir kommen wieder", versprach er mit Blick auf bevorstehende weitere Ansiedlungen im Altenburger Land. Günter Neumann